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Ein weiterer Glanzpunkt im Flecken!

Es gibt viele ehrwürdige Häuser im Flecken Beromünster, aber keines strahlt aktuell so schön wie die «Untere Schmitte» im Fläcke 10. Ein neuer Blick auf ein altes Haus.

Sandro Portmann | Anzeiger Michelsamt 26. März 2020

Es sind keine grellen Farben und doch sticht die pastellfarbene Fassade der «Unteren Schmitte» zwischen den Fleckenhäusern heraus. Seit die Renovationsarbeiten Ende 2019 abgeschlossen sind, steht das Haus wieder mit der Würde im Flecken, die ihm gebührt. Denn es ist kein gewöhnliches Haus, welches die Korporation Beromünster mit viele Liebe zum Detail hergerichtet hat. Es ist ein Haus mit einer reichen Geschichte. Seit dem Fleckenbrand von 1764 befand sich eine der zwei Schmitten von Beromünster in dem Gebäude, und bis ins Jahr 1905 war sie in Betrieb. Kenner sehen das heute noch am Balkon, der ursprünglich aber keiner war. «Es handelte sich um eine Schmittenbrücke. Hier konnten die Pferde geschützt vor dem Regen beschlagen werden», erklärt Robert Suter von der Korporation bei einem Rundgang durchs Gebäude. Im Haus befinden sich heute ein Coiffeurgeschäft sowie zwei Wohnungen auf drei Etagen. Weitere Details am Gebäude verraten mehr über die lange Geschichte und sorgen dafür, dass diese nicht vergessen geht. So ist im Geländer der Schmittenbrücke eine Gedenktafel eingearbeitet. Dort steht: «Geburtshaus des Volksschriftstellers Xaver Herzog, gewesener Pfarrer von Ballwil – 1810-1883». Xaver Herzog erlangte als Pfarrer und Schriftsteller Bekanntheit weit über die Region hinaus und dürfte heute noch dem ein oder anderen als «Der alte Balbeler» ein Begriff sein. Neben ihm wohnten weitere Persönlichkeiten im Haus, welche das Leben der Region stark mitgeprägt haben – etwa sein Bruder Grossrat Adam Herzog- Boog, der im Sonderbundskrieg eine Rolle spielte, und dessen Söhne: Ständerat Adam Herzog-Weber, Joseph Herzog, Leutpriester am Stift Beromünster und nicht zuletzt Alois Herzog-Estermann, «Säckelmeister» der Korporation und Gründer und Redaktor vom «Anzeiger Michelsamt ».

Lange in Familienbesitz

Die Herzog sind seit dem späten 15. Jahrhundert in Beromünster bezeugt. Sie gehörten schon bald zu den bedeutendsten Korporationsgeschlechtern. Einer der ersten Vertreter des Geschlechts baute 1536 den «Hirschen ». Den Herzog gehörten auch die «Winonmühle» und die «Hintere Mühle» in Beromünster, dazu zahlreiche Höfe. über 250 Jahre lang war die «Untere Schmitte» im Besitz der Familie, so lange wie kein anderes Haus im Flecken. Auch Helene Büchler-Mattmann, ehemalige Leiterin des Haus zum Dolder, taucht im Stammbaum der Familie Herzog auf. Ihre Grossmutter mütterlicherseits, Marie Suter-Herzog (+1984), war die letzte Herzog von der «Unteren Schmitte». Helene Büchler machte sich als Teil der Erbengemeinschaft dafür stark, dass ihr Elternhaus an die Korporation übergeht. «Mit der Korporation haben wir die Gewähr, dass die Liegenschaft sorgfältig und dem Fläcke angepasst renoviert wird», sagte sie damals. Im Frühjahr 2017 verkaufte die Erbengemeinschaft die Liegenschaft schliesslich der Korporation.

Spagat Modern und Alt

Der Kauf passt gut ins Portfolio der Korporation Beromünster, die bereits drei Fleckenhäuser renoviert hat, darunter auch die «Obere Schmitte». «Die Korporation Beromünster will sich bei der Erhaltung der Fleckenhäuser engagieren», sagt die Korporationspräsidentin Barbara Beeli zu diesem Engagement. Nach der Auffahrt 2019 haben die Renovationsarbeiten begonnen. Die Korporationsbürger haben dazu einen Kredit von 850 000 Franken gesprochen. Von Anfang an war klar, dass es ein ambitioniertes Projekt geben wird. Die Renovation wurde im Einklang mit dem kantonalen Denkmalschutz durchgeführt. «Eine grosse Herausforderung bei den Renovationsarbeiten waren die Brandschutz-Bestimmungen», sagt Barbara Beeli. Entsprechend diesen Bestimmungen wurden die beiden Wohnungen feuertechnisch voneinander abgeschottet. Brandschutztüren und neue Wände sorgen heute dafür, dass sich das Feuer im Falle eines Brandes nur langsam ausbreiten kann. Ein neuer Fluchtweg führt die Bewohner im Notfall hinter dem Haus in Sicherheit. Ein behutsames und wohlüberlegtes Vorgehen war im Fokus der Sanierung. «Wir wollten so viel von der alten Substanz wie möglich beibehalten», sagt Robert Suter. Bei der Renovation des Treppenhauses holte man sich im Vorfeld Inspiration von ähnlichen Gebäuden. Ebenfalls habe man darauf geachtet, dass bei den Renovationsarbeiten einheimische Handwerker berücksichtigt werden.

«Freude und Stolz»

Der Spagat von geschichtsträchtig zu modern ist gut gelungen, wie ein Rundgang im Gebäude zeigt. So kommt das Haus nun zwar frisch daher und bietet modernste Technik, hat aber nichts von seinem alten Charme verloren. Die alte Eichen- Holztreppe knarrt auch heute noch unter den Schritten der Hausbewohner und auf dem aufgefrischten Parkettboden in der Stube im ersten Stock steht ein grüner Kachelofen. «Wir haben viel Freude und sind stolz auf das renovierte Haus», sagt Barbara Beeli beim Rundgang. Wir finden: Zu recht – denn das Engagement der Korporation im Flecken ist nicht selbstverständlich und von einem idyllischen Ortsbild im Flecken profitieren alle.

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Ganz schön heimelig: Blick ins Wohnzimmer mit dem grünen Kachelofen.
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So schön sieht das Fleckenhaus heute aus.
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Schon früher war es ein schmuckes Häuschen.

Bilder: Christian Hartmann/zvg

 

02. April 2020